Auftragsstatus
Service
Persönliche Beratung
0720 710 789

Mein Konto

Bitte wählen Sie...
Beim Abmelden werden alle nicht gespeicherten Projekte und Ihr Warenkorb aus Sicherheitsgründen gelöscht.
Es ist ein Wald im Winter zu sehen. Die Bäume sind kahl und schneebedeckt. Auf dem Waldboden hat sich eine dichte Schneeschicht gebildet.

CEWE Fotoschule

Bilder gestalten wie die Profis

Nicht alltägliche Fotosituationen - darum geht es in der neuen CEWE Fotoschule. Dieses Mal: Gestalten mit Linien, Punkten und Flächen.

Text & Fotos: Dr. Micha Pawlitzki

Scharfe und gut belichtete Fotos aufzunehmen ist dank immer besserer Kameratechnik keine große Kunst mehr. Fotos aufzunehmen, die aus der Masse heraus- und die mit einer ungewöhnlichen Gestaltung bestechen, bleibt jedoch eine echte Kunst. In dieser Serie zeige ich Ihnen, wie Sie mit einfachen Gestaltungsmitteln Ihre Fotografien und damit auch Ihre Fotobücher oder Wandbilder sichtbar aufwerten können.

Dr. Micha Pawlitzki ist einer der besten europäischen Naturfotografen. Er kreiert faszinierende Natur- und Landschaftsfotos auf höchstem Niveau. Im CEWE Kundenmagazin FOTOZEIT gibt er als Gastautor der Fotoschule Einblicke in die Bildkomposition der Profis. Weitere Informationen über seine Arbeit finden Sie am Ende dieses Artikels.

Zur Bildwirkung

Bei der Gestaltung von Bildern geht es immer darum, dass Sie Ihren Betrachter visuell an die Hand nehmen und gezielt durch Ihre Fotografien führen. Je klarer Sie gestalten, desto höher wird die Bildwirkung und das Interesse an Ihren Fotos sein. Bereits die Lehrer der Bauhaus-Schule haben viel auf die Wirkung von drei einfachen, aber sehr mächtigen Gestaltungselementen hingewiesen.

Der Einsatz von Linien

Im ersten Bild arbeite ich mit vertikalen Linien, den vereisten Baumstämmen in einem finnischen Nationalpark. Die Linien strukturieren das Bild; weil keine Straße, kein Auto und kein Schild von dem klaren Bildaufbau ablenken, können die Linien ihre volle bildgestalterische Wirkung entfalten. Bewusst eingesetzte Linien, egal, ob als Einzellinie und wie hier als Linien-Wiederholung, geben einem Bild immer Struktur. Sie können mit vertikalen, horizontalen und diagonalen Linien arbeiten.

Nehmen Sie Ihre Betrachter:innen visuell an die Hand. Je klarer Sie gestalten, desto höher wird die Bildwirkung und das Interesse an Ihren Fotos sein.

Dr. Micha Pawlitzki

Linien und Punkte kombinieren

Es ist eine Wüstenlandschaft zu sehen. Im oberen Drittel des Bildes steht ein Busch, der von der Sonne angestrahlt wird. Ansonsten liegt die Umgebung im Schatten.
Hier helfen die Linien, um visuell auf den Busch hinzuführen. Das tiefe abendliche Seitenlicht arbeitet die Linien im Sand plastisch heraus. Den Busch nutze ich als punktartigen Akzent im Bild.

Ein Punkt muss in der Fotografie nicht kreisrund sein; unter Punkt versteht man einen sehr kleinen Akzent innerhalb eines Bildes, der trotz seiner geringen Größe eine zentrale Bildwirkung hat. Besonders wirkungsvolle Punkte sind Farbakzente, die allein über ihre Signalfarbe in einem ansonsten ruhigen Bildumfeld alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In meinem Bild 2, einer Düne im kalifornischen Death Valley, arbeite ich bei der Punkt-Wirkung weniger über Farbe, sondern über den Kontrast: Der hell angestrahlte kleine Busch steht im hinteren, dunkleren Bereich einer Düne, der dort bereits nicht mehr vom Abendlicht erreicht wird. Obwohl der Busch keine 10 % Bildfläche einnimmt, gehört ihm (als visuellen Punkt) über diesen Hell-Dunkel-Kontrast die größte Aufmerksamkeit im Bild. Die gewellten Linien im Vordergrund helfen zudem dem Punkt in seiner Wirkung, weil sie den Blick des Betrachters ins obere Bilddrittel leiten.

Linien, Punkte, Flächen

Es ist eine vernebelte Landschaft über einem Gewässer zu sehen. In der Mitte ragt ein Fischernetz aus dem Nebel.
Obwohl das eigentliche Motiv, die Fischernetze, im Verhältnis zur Gesamtfläche des Bildes sehr klein ist, entfaltet es über die umgebende ablenkungsfreie Fläche umso mehr seine Wirkung.

Das Arbeiten mit Linien und Punkten ist im Vergleich zum Einsatz größerer Flächen relativ einfach. Eine solche Fläche kann rein, leicht strukturiert oder ein Farbverlauf sein. Sie darf jedoch nicht aufdringlich sein und muss das eigentliche Motiv in seiner Wirkung unterstützen. In meinem dritten Motiv, den Fischernetzen in Venedig, erzeuge ich eine solche ruhige Fläche über eine 1-minütige Langzeitbelichtung, die das unruhige Wasser zu einer silbernen Fläche verwandelt. So bekommen die Netze die volle Aufmerksamkeit und erst über den Einsatz dieser Fläche können sich die feinen Strukturen der Netze wirklich abzeichnen. In meinem vierten Motiv sehen Sie, wie ich mit Punkt, Linien und Fläche gleichzeitig gestalte. Vom letzten Abendlicht angestrahlt, werfen die Äste eines kleinen Baumes lange diagonale Schatten über eine relativ ruhige Fläche und leiten den Blick auf den Busch in der Bildmitte.

Schatten des Abendlichts

Es ist eine Wüstenlandschaft mit blauen Himmel zu sehen. Der Horizont verläuft diagonal von links oben nach rechts unten. Im Zentrum ist ein Strauch.
Durch die gezielte Platzierung von Linien, Punkten und Flächen entsteht eine stimmige Bildkomposition.

1. Bildmitte
In die (wichtige) Bildmitte habe ich den kleinen Busch als visuellen Punkt platziert. Obwohl er nicht groß ist, bekommt er die maximale Aufmerksamkeit.

2. Flächen
Der ruhige Himmel und der große, leicht strukturierte Sandbereich bilden zwei klare Flächen.

3. Linien
Die Schatten der Äste des Baumes hinter mir formen diagonale, belebende Linien, die auf den Busch hinführen und ihn so noch stärker betonen.

5 Tipps vom Foto-Profi:

  1. Bildgestaltung = Bildwirkung
    Je klarer Ihre Bildgestaltung, desto höher die Bildwirkung. Konzentrieren Sie Ihre Fotos auf das Wesentliche und halten Sie bewusst störende Elemente aus Ihren Fotografien heraus.

  2. Struktur durch Linien
    Der bildgestalterische Einsatz von Linien ist einfach und gleichzeitig sehr wirkungsvoll. Eine eindeutig platzierte Einzellinie funktioniert genauso wie viele sich wiederholende Linien.

  3. Dynamik durch Diagonalen
    Gut gesetzte horizontale oder vertikale Linien verleihen dem Bildaufbau Klarheit, können aber gleichzeitig sehr streng wirken. Diagonale Linien bringen Dynamik und Leichtigkeit ins Bild.

  4. Punkte als Eyecatcher
    Sehr kleine, aber gut platzierte Bildelemente (Punkte), zum Beispiel auch Farbakzente, lenken den Blick und sind perfekte Eyecatcher.

  5. Kreative Mischung
    Sie können bildgestalterisch einzeln mit Linien oder Punkten oder Flächen arbeiten. Solange Sie Ihr Motiv visuell nicht überfrachten, können Sie aber in Ihren Bildern mit etwas Übung zwei oder drei dieser Bildgestaltungs-Elemente auch gleichzeitig einsetzen.

In den nächsten Teilen der Serie lesen Sie:

  • Fotografieren im Goldenen Schnitt - und mittig
  • Framing: Einen Rahmen finden
  • Gestalten mit Licht

Fotografieren lernen mit der CEWE Fotoschule